Der grosse Fund in Romanshorn

Die „Rotor-Fahrradpedalen“ wurde in den 60er Jahren als die Pedalen angepriesen. Auf der Verpackung ist zu lesen: „Das einfachste Fahrrad-Pedal der Welt“ und seitwärts auf der Verpackung: „Mit Spezialfett gefüllt, braucht nie mehr geschmiert zu werden“. Was es mit diesen Versprechen auf sich hatte, bleibe momentan dahingestellt. Tatsache ist, dass das Prinzip dieser Pedalen und die Maschine zu deren Produktion von dem Maschinenbau Ingenieur Otto Rohner aus Rehetobel und einem gewissen Tobler aus Wald geschaffen wurde. Beide arbeiteten in den 30er und40er-Jahren in der FFA in Altenrhein.

Für die Mitarbeiter des Rehetobler Velomuseums war das Verlangen gross, die Maschine zu finden. Denn einige Pedalen aus dieser Produktion waren vorhanden wie auch das Wissen um den Erfinder des Systems und Schöpfer der dazugehörenden Maschine für die Produktion. Denn das ist eine Rehetobler Angelegenheit. Und das sah natürlich auch Willi Rohner so, Neffe des Erfinders, der auch Mitglied beim Velomuseum ist. „Diese ganze Angelegenheit ist für mich ein Stück Familie“, sagte er und für das Velomuseum ist es ein Stück Appenzeller Velogeschichte. Mit dem Auffinden der Fräsmaschine, mit der die Pedalen der Marke „Rotor“ hergestellt wurden, ist gleichermassen ein Stück Rehetobler Geschichte wieder aufgetaucht. Die Fräsmaschine wurde von den beiden Vorderländern gebaut, und in der FFA dürfte das Produkt auch produziert und vertrieben worden sein. Anschliessend verkauft an die bekannte St.Galler Velofirma Imholz. Ende der 40er-Jahre wurde dort die Produktion der Pedalen bis Mitte der 80er-Jahre fortgesetzt. Der weitere Weg führte die Maschine nach Romanshorn. Noch in den Jahren von 1986 bis 1991 soll diese bei Velo Lang für die Herstellung der Pedalen benutzt worden sein.

Der Weg nach Rehetobel

Die lange Odyssee der Maschine bis zum Auffinden in Romanshorn bei Velo Lang, bei der profilierten Velohandlung und auch Veloproduktionsstätte, führte zur Kontaktnahme mit dem heutigen Inhaber der Firma Alois Lang und zur Vereinbarung, dass die Maschinen, ausser der einen waren noch zwei weitere Exemplar zu transportieren, mit der Firma Egger Transporte nach Rehetobel verfrachtet werden. Mit enormer Massarbeit und unter den neugierigen Blicken der Museumsleute von Rehetobel, Daniel Bartholdi, Walter Wagner und Peter Brunner, sowie dem hochinteressierten Willi Rohner wurden die schweren Maschinen aus der Werkstatt in Millimeterarbeit vom Kellergeschoss durch die Lüftungsöffnung ans Tageslicht gehoben und hinauf auf den Lastwagen verfrachtet.

Wertvolle Kontakte zum Velobauer

Mit den Kontakten zum Velogeschäft Lang in Romanshorn schafften sich die Museumsleute aus Rehetobel gleichzeitig eine Verbindung zum jenem Geschäft, das Alois Lang 1963 gegründet hatte und seit 1958 superleichte Rennvelos, und Velos nach Mass, baute. Einer seiner Kunden war der legendäre Beat Breu, auch genannt Bergfloh, der mit dem abgebildeten Rennvelo im Jahr 1981 zwei Etappensiege an der Tour de Suisse herausfuhr, einen Etappensieg beim Giro d’Italia und den Sieg beim Bergrennen in Kitzbühl. Der erste Grossauftrag für Mass-Rennräder erteilte dem Velobauer Lang die deutsche Nationalmannschaft für das gesamte Team in den frühen 70er Jahren. Lang führte verschiedene eigene Radsport-Mannschaften. Er konstruierte über 4000 Mass-Rennräder für Profis, Amateure und Hobbysportler, darunter auch das anfangs der 80er Jahre leichteste Bergrennrad für Beat Breu von unter 7 Kilo, das selbst Eddy Merckx anlässlich der Tour de France in Erstaunen versetzte. Romanshorn war in jenen Zeiten ein wahres Eldorado des Rennvelobaues. Die Verbindung zu den Rennvelos, auf denen Beat Breu seine Siege heraus gefahren hatte, steht im Zusammenhang mit der Übernahme des Legates Reichmuth durch das Velomuseum Rehetobel, einer Rennvelosammlung, die auch drei Rennvelos von Beat Breu beinhaltet. (Bilder und Text: Fritz Heinze)