Begegnung der musealen Velos mit der Neuzeit

Nicht nur für die Vereine der Gemeinde Heiden ist das Velomuseum bei den verschiedensten Gelegenheiten eine gute Sache für die Belebung unterschiedlicher Anlässe, sondern auch für das Gewerbe und die Wirtschaft. Die Anfrage für eine temporäre Ausstellung von Fahrrädern in der Filiale der Raiffeisenbank in Heiden ist ein Beleg dafür. Als Etappenort waren ganz Heiden, so auch die Raiffeisenbank bestrebt, in Sachen Velos aktiv zu werden. Für François Cauderay und sein Team ein willkommener Anlass, die Schaufensterfunktion dieses Engagements für das Museum zu nutzen.

Nicht nur vollgumibereifte Velos

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung, die an die 20 Exponate, teils Leihgaben, aus allen Zeitepochen zeigte, griff François Cauderay zuerst in die Vergangenheit zurück, das heisst in die Anfänge des Velos. In die Zeit des Hochrades, als Tachometer und Marschtabellen noch nicht zur Ausrüstung des Velofahrers gehörten. Der Museumsleiter dokumentierte dem Vernissagepublikum einmal mehr auf eindrückliche Weise, was es über das Velo, das Velofahren und die Geschichte des Velos alles zu erzählen gibt. „Das aktuelle Velo in der heutigen Bauweise entspricht im Wesentlichen jenen Modellen aus dem Jahr 1890“, sagte der er zum nicht geringen Erstaunen etlicher Anwesender. Die Entwicklung des Zweirades habe nur rund 30 Jahre gebraucht, betonte er. Er erwähnte aber auch, dass für das Velo schon früh als Sportgerät geworben wurde, was auch einen wirtschaftlichen Aspekt beinhaltet habe. Und er schaffte damit die Verbindung zum aktuellen Anlass. Denn auch in der Ausstellung fanden sich nicht nur vollgummibereifte Modelle aus der Frühzeit der Entwicklung des Velos, sondern auch das topaktuelle Modell von Scott, mit dem Reto Schoch, Sieger des Race Accros Amerika 2012, in 8 Tagen und 4 Stunden die USA durchquerte. Das Velo mit Karbonrahmen und Gabel wiegt 7.64kg.

Villigers Velo in der Ausstellung

Interessantes hatte die Ausstellung zu bieten, deren Exponate im Eingangsbereich, sowie in den oberen Stockwerken gut sichtbar aufgestellt waren. Das Vilostar Liegerad, eine Eigenentwicklung der Firma Villiger AG (Schweiz) aus dem Jahr 1987, das in lediglich 25 Stück wurden gebaut wurde. Dafür getestet wurde auch eine elektronische Schaltung. Mit dem Modell ITERA (Baujahre 1983 – 1985) präsentierten die Ausstellungsmacher ein ganz skurriles Modell. Das Produkt aus Schweden, das als Bausatz geliefert wurde und von der Bauweise her ein eher gewöhnungsbedürftiges Modell, durfte in der Schweiz seiner Bremsen und Lenker aus Kunststoff wegen nicht eingesetzt werden und erwies sich auch als zu reparaturanfällig. Modelle aus Holz fehlten in diese Ausstellung auch nicht. Die Modelle CycloKuster 1 und 2 sind Arbeiten der Lehrlinge von Roger Kuster aus St.Gallen. Es sind jeweils zwei mehrfach in eine Form verleimte Holzhälften. Die Fahrräder wiegen je 11 Kilogramm. Und als Kontrapunkt das Modell Clément (Baujahr ca. 1889). Das Niederrad ist mit speziellen Luftkissen-Pneus ausgerüstet, Diese Marke zählte zu der Zeit mit Peugeot zu den renommiertesten französischen Veloherstellern. Verwendeten wurden für diese Produkte ab 1891 Luftbereifungen.

Ein Museum mit grosser Sammlung

Es wurde eine breit abgestützte Palette an Fahrrädern in der Raiffeisenbank in Heiden gezeigt. In diesem Zusammenhang betonte François Cauderay, dass er keines der ausgestellten Stücke aus der Ausstellung des Velomuseums nehmen musste. Der Leser kann abschätzen, dass die Institution in Rehetobel auf eine reichhaltige Sammlung an Fahrrädern zurückgreifen kann, die alle im Besitz von Mitgliedern des Verein Old Bicycle Fan Clubs sind. Die Ausstellung dauerte vom 9. bis 20. Juni.